Wie nachhaltig sind Rockfestivals?
- Charlotte Sauer & Tim Stichweh
- 20. Juni 2024
- 3 Min. Lesezeit
Nachhaltigkeit im Musikbusiness - welche Optionen gibt es, Festivals in der Zukunft nachhaltiger zu gestalten?

Mit den Sommermonaten beginnt nicht nur die Zeit der lauwarmen Nächte und der langen Gespräche, sondern auch die Festivalsaison in Deutschland. Viele musikbegeisterte Menschen aus ganz Europa kommen angereist, um bekannte Festivals zu besuchen. Festivals wie Rock am Ring/im Park, Wacken, das Deichbrand-, das Southside- oder das Hurricane Festival bieten verschiedene Musikacts für eine breite Masse von Musikliebhabern, mit verschiedenen Geschmäckern. Festivals dieser Größe und Popularität werden von rund 60.000 bis zu 80.000 Fans besucht. Bei einem Aufeinandertreffen von so vielen Besuchern, kommt schnell eine essenzielle Frage auf: sind Festivals dieses Genres und dieser Größe nachhaltig? Zur Enttäuschung aller Festivalbesucher kommt schnell ein Nein als Antwort auf. Festivals sind in kaum einer Hinsicht nachhaltig.
Zunächst beginnt das Festivalwochenende mit der Anreise aller Künstler und Besucher. Die meisten Anreisenden kommen mit dem Auto angereist. Viele Musiker und ihre Crew hingegen mit dem Flugzeug. Bevor das Festival überhaupt beginnt, ist der CO2 Ausstoß also bereits enorm hoch. Weitergehend ist zu beachten, dass an einem Festivalwochenende viel Müll produziert wird. Zudem ist nicht genug für Lärmschutz gesorgt und der Energieverbrauch ist sehr hoch. Um nur zwei große Konzertbühnen
aufzubauen, werden ungefähr 40 Sattelzüge benötigt, die ebenfalls viel Energie verbrauchen
Bei Berücksichtigung aller genannten Punkte wird schnell deutlich, dass die Antwort auf die Frage nach der Nachhaltigkeit von Festivals, eher negativ ausfällt.
Gibt es trotz aller negativer Aspekte die Möglichkeit, Festivals in der Zukunft nachhaltiger zu gestalten? Die Autoren dieses Artikels haben sich einige Gedanken zu dieser Frage gemacht und sind einstimmig zu einer eindeutigen Antwort gekommen: Ja, es ist möglich Festivals nachhaltiger zu gestalten.
Vorreiter für dieses Anliegen sind das Wacken-, das Hurricane- und das Southside Festival.
Seit Jahren treffen sich freiwillige Helfer im Anschluss an das Wacken-Festival und räumen auf dem Gelände in Wacken bei Itzehoe auf. Alle Gebrauchsgegenstände, die von Besuchern nach dem Festival zurückgelassen werden, werden von den Helfern aufarbeitet und günstig im Second-Hand-Shop „Wacken Goods“ verkauft.
Das Hurricane- und das Southside Festival rufen jedes Jahr dazu auf, Zelte und Isomatten nach dem Festivalwochenende zu spenden. Auch diese Idee trägt zu einer nachhaltigen Nutzung und Wiederverwendung von Ressourcen bei.
Wacken, Hurricane und Southside gehen mit guten Ideen voran, ihre Strategien zu fördern, könnte auf lange Sicht für Festivals und andere Veranstaltungen dieser Größe revolutionär sein.
Des Weiteren ist es Sinnvoll, in der Zukunft weitere Campagnen zu unterstützen, die sich für nachhaltige Projekte einsetzt. Auch der Lärmschutz auf Festivalgeländen sollte langfristig gefördert werden, um vor allem Tiere zu schützen, die durch Lärm verschreckt werden.
Eine Option zum Tierschutz könnte sein, die Festivals in Deutschland so zu planen, dass sie vor bzw. nach der Brut-und Setzzeit stattfinden. Zudem können Schutzzonen um das Gelände errichtet werden, um Tieren ihren Freiraum zu lassen. Auch der Verkehr sollte strickt geregelt sein, um die Tiere nicht in Gefahr zu bringen. Eine weitere Option ist der Verbot von Pyrotechnik auf Festivals. Das bunte Feuerwerk trägt zwar zu einer schönen Show für die Fans bei, jedoch macht es unnötig viel lärm und hinterlässt Dreck, der an Festivalwochenenden ohnehin zu genüge entsteht. Um nicht vollständig auf eine Lichtshow verzichten zu müssen, können Lichtdrohnen als eine Alternative Lösung eingesetzt werden. In einigen Ländern löst diese moderne Technik die Feuerwerkskörper bereits ab. Müllverschmutzung kann auf dem Gelände reduziert werden, indem Abfälle recycelt oder wie beim Wacken-Festival aufbereitet werden.
Ein weiterer Punkt, der dazu beitragen würde Festivals nachhaltiger zu gestalten, ist die Förderung von erneuerbarer Energien. Der Energieverbrauch an einem Festivalwochenende ist auf Grund von der Konzerttechnik, den Imbissbuden, und dem Wasserverbrauch enorm hoch. Erneuerbare Energien, zum Beispiel in Form von Photovoltaiganlagen auf dem Festivalgelände, würde zu mehr Nachhaltigkeit beitragen.
Außerdem müssen alternative Transportmöglichkeiten angeboten werden. Shuttle Services könnten angeboten werden, um zu verhindern, dass Besucher mit dem Auto anreisen. Zusätzlich können öffentliche Verkehrsmittel attraktiver gemacht werden, indem Ticketpreise angepasst werden. So würde der CO2 verbrauch allein bei der An- und Abreise der Festivalbesucher deutlich reduziert werden.
Festivals sind tolle Möglichkeiten um Spaß zu haben, Livemusik zu hören und neue Menschen kennen zu lernen. Demnach sind sie im Sozialen Bereich, also für die Besucher sehr nachhaltig. Um die Nachhaltigkeit auch in anderen Bereichen zu fördern is es wichtig, auch an die Umwelt zu denken.
Die Ideen zur Förderung der Nachhaltigkeit von Festivals sind Realitätsnah und auf lange Sicht sicherlich umsetzbar. Um in Zukunft weiterhin Spaß auf Festivals haben zu können, ist es von großer Bedeutung, bereits heute erste Schritte einzuleiten und Strategien und Campagnen wie die des Southside-, des Hurricane- und des Wacken-Festivals zu Fördern. Zwischen guter Stimmung, toller Livemusik und schönen Momenten ist immer noch genug Zeit, um an die Umwelt zu denken. Jeder einzelne kann auf sich selber achten und durch Müllentsorgung und rechtmäßiger Mülltrennung seinen Teil zu einer nachhaltigen Festivalsaison beitragen.
Literaturverzeichnis:
Alfred Nitsch, Nova Rock 2014, 20.06.24
Hanseatic Help, 20.06.24
Pascal Faltermann, Buten und Binnen 15.06.23, 20.06.24
Björn Hansen, Green Events Hamburg, 20.06.24
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